Das Atelier im Jahr 2014 – The Fork and Broom Press

Jeden Tag komme ich auf meinem Weg von zuhause zum Atelier an einer Böschung vorbei. Auf der Wiese darüber steht ein alter Obstbaum, seine Krone beinahe in einem rechten Winkel nach Süden gerichtet. Wie ein von vielen Jahren und Unbilden Gebeugter. Eine Landmarke von ganz eigenem Zauber. Er ist in allen Jahreszeiten faszinierend, und über die Jahre habe ich zahllose Fotos von ihm gemacht. Er ist mein Motiv, das in der Vorzugsausgabe des Werkes „52Weeks“ als großformatiges Foto beigelegt sein wird. Am 22. Februar gebe ich die Fotos für das Buch in Auftrag. Just in der Nacht auf diesen Tag ist der Baum abgebrochen, hinterlässt, vielleicht nur für mich, ein deutlich sichtbares Fehlen.

Die berühmte Hängebrücke in Bristol (UK)

Ein Anruf erzählt von einem Haus, das leer geräumt werden muss, aber im Keller (sic!) steht noch eine alte FAG-Presse und es sind auch noch Schriften da. Von den Schriften wollen einige zu mir, darunter ein paar Kästen Wilhelm Klingspor, die Presse findet für sich eine anderes Zuhause.

Als wir im Herbst zum Whittington Day in den Cotswolds sind, machen wir einen Abstecher nach Bristol. Wir besuchen Sarah Bodman, die dort an der University of the West of England am Centre for Print Research unterrichtet. Sie koordiniert die Veranstaltungen zu den al-Mutanabbi-Street-Projekten in Europa, gibt das Artist‘s Book Yearbook heraus und stellt den BookArtsNewsLetter (BANL) zusammen, der rund alle 6 Wochen erscheint. Sie zeigt uns den Drucksaal und legt uns ans Herz, die berühmte Hängebrücke anzusehen. Es ist ein atemberaubendes Bauwerk über eine sehr tiefe Schlucht.

„Escaping the Embers“, Einblattdruck, Linolätzung, Linolschnitt, Untermalung mit Erdpigmenten, mein Beitrag zu „Absence and Presence“

Das Projekt „Absence and Presence – A Printmaking Response“ ist das dritte in der Reihe der internationalen „al-Mutanabbi-Street“ Künstlerprojekte. Mein Beitrag dazu ist das Blatt „Escaping the Embers“. Zum Einsatz kommen Untermalung mit Erdpigmenten, Linolätzung, Linolschnitt und Handsatz. Die Farbigkeit der Untermalung ist die eines lodernden Feuers und fliegender Asche. Das Motiv ist ein Schmetterling, der der Glut entkommt, auf seinen Flügeln Schriftzeichen aus allen Kulturen, als Symbol für die Ideen und das Wissen der Menschheit, das letztlich nicht verlorengeht. Der Schmetterling übergibt diese Ideen und das Wissen den Lesern, in denen sie wachsen, reifen und von da aus sich als neue Erkenntnisse und Ideen verbreiten. Am Fuß des Blattes ist eine Liste von Zahlen. Es sind die geographischen Koordinaten von Bibliotheken, die in den vergangene Jahrhunderten verbrannt und zerstört wurden.

In der Ausgabe 32 von Matrix, dem Jahrbuch für zeitgenössischen Pressendruck und Buchkunst erscheint ein Essay über mein Künstlerbuch „Mir fehlt ein Wort“. Der Herausgeber des Jahrbuches, John Randle, hatte das Werk auf der Handpressenmesse in Hamburg gesehen und war fasziniert. Wir hatten vereinbart, dass ich einen speziellen Beileger drucke, ganz im Stil der Seiten im Künstlerbuch: mit Stempel und Jahrgangsaufkleber.